Interesse an Gründung in Deutschland auf historischem Tief

In 2022 erlebte Deutschland einen historischen Rückgang bei Neugründungen. Ein aktueller Bericht identifiziert die größten Hindernisse und einen positiven Aspekt.
RedaktionVor 1 Jahr4 min

Start-ups und Neugründer blicken skeptisch auf Deutschland als Unternehmensstandort. Eine aktuelle Onlinebefragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ergab, dass die meisten Start-ups den Standort lediglich als „befriedigend“ einstufen. Diese Ergebnisse wurden dem Handelsblatt vorab präsentiert.

Vorherrschende Kritikpunkte an der Gründung in Deutschland sind die zunehmende Bürokratie und die Schwierigkeiten des Steuerrechts, welche beide als große Belastungen für Unternehmer angesehen werden.

Die Befragung, an der 606 Jungunternehmer teilnahmen, ist ein Bestandteil des jährlichen DIHK-Berichts über Neugründungen, welcher diese Woche veröffentlicht wird.

„Überbordende Bürokratie, hohe Steuern, mangelhafte digitale Infrastruktur und ansteigende Kosten schrecken potenzielle Neugründer ab“, kommentierte DIHK-Präsident Peter Adrian. Dadurch verliert Deutschland als Standort für Gründungen zunehmend an Attraktivität.

Ein Beweis dafür ist die abnehmende Anzahl von Menschen, die ein neues Unternehmen gründen möchten. Der Bericht zeigt, dass das Interesse an Neugründungen einen historischen Tiefstand erreicht hat. Ein möglicher Grund könnte die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sein, wo durch nahezu Vollbeschäftigung weniger Menschen bereit sind, das Risiko einer Unternehmensgründung einzugehen.

Laut KfW-Gründungsmonitor ist die Anzahl der Neugründungen im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent auf 550.000 gesunken. Dies wird nicht nur auf den Arbeitsmarkt, sondern auch auf wirtschaftliche Schwankungen zurückgeführt.

Die Gründungsrate – basierend auf der Anzahl der Gründungen pro 10.000 Einwohner zwischen 18 und 64 Jahren – erreichte mit 108 fast ihren niedrigsten Wert. Nur im ersten Jahr der Corona-Pandemie, 2020, war dieser Wert mit 104 noch niedriger.

 

Gründung in Deutschland dennoch nicht ganz unbeliebt

Jedoch gibt es auch positive Nachrichten: Trotz der guten Arbeitsmarktsituation hat sich die Anzahl der Gründer, die Selbstständigkeit mit Gründung in Deutschland als beste Option sehen, im letzten Jahr verdoppelt. Das Bedürfnis nach Selbstständigkeit ist klar erkennbar, aber die Rahmenbedingungen müssen verbessert werden.

Der Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) betonte die Hindernisse: „Zu viele bürokratische Hürden stehen im Weg der ambitionierten und kreativen Unternehmer“. Aus der DIHK-Umfrage ging hervor, dass 69 Prozent der Befragten eine Verringerung bürokratischer Hürden forderten. „Die Anforderungen an Dokumentation und Meldepflichten behindern oftmals den Geschäftsalltag“, so das Fazit der Umfrage.

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