Vom CIO zum Coach: Wie York Ambros mit emotionaler Intelligenz Führung neu denkt

York Ambros hat Führung neu erfunden. Wir haben mit dem erfolgreichen Coach, Autor und Speaker über seine Herausforderungen gesprochen.
RedaktionVor 3 days14 min

 

York Ambros hat Führung gelebt – und sie schließlich neu erfunden. Nach fast zwei Jahrzehnten als Manager in der IT wechselte er die Perspektive: Heute unterstützt er Führungskräfte dabei, sich selbst und ihre Mitarbeiter besser zu verstehen. Im Interview mit unserer Redaktion gibt er Einblicke in seinen unkonventionellen Weg, seine größte Krise – und warum er Coaching als emotionale Müllabfuhr bezeichnet.

 

Ein Karriereweg voller Serpentinen

„Meine Geschichte ist eine Serpentinenstraße den Berg hinauf“, sagt York Ambros im Gespräch und bietet uns gleich das „Du“-Wort an. Seine Karriere begann ungerade – und gerade deshalb spannend: Obwohl ihn Technik schon früh faszinierte, entschied er sich für die AHS, nicht die HTL. Nach der Matura half er im Jahr-2000-Umbruch, IT-Systeme am Laufen zu halten, begann ein BWL-Studium und arbeitete nebenbei als Systemadministrator.

Ein Schlüsselmoment kam früh: Der Chef bat ihn nach wenigen Monaten zum Gespräch. „Er meinte: ‚So ein richtiger Techniker bist du nicht.‘ Ich dachte, ich werde gefeuert.“ Doch stattdessen sah sein Vorgesetzter ein Talent: York konnte nicht nur mit Rechnern, sondern auch vor allem mit Menschen. Er wurde – noch grün hinter den Ohren – Projektleiter. Die erste Führungsrolle.

 

Portrait von York Ambros, wie er im Anzug auf den Stiegen sitzt
Portrait von York Ambros / Matthias Auer

 

Kündigung von Familienvater brachte ihn zum Nachdenken

Die neuen Aufgaben waren spannend – aber auch fordernd. York erlebte, wie sich Kolleg*innen distanzierten, sobald er ihre Führungskraft wurde. Später, als Abteilungsleiter, stand er vor einer besonders schweren Entscheidung: „Ich musste einen 47-jährigen Mitarbeiter mit zwei Kindern kündigen. Das hat mir schlaflose Nächte bereitet.“

Diese Erfahrungen wurden zum Wendepunkt. Denn York musste erkennen: Das BWL-Studium hatte ihm viel über Unternehmensführung beigebracht – aber nichts über Menschenführung. „Ich war ratlos, wusste nicht, wie ich mit der Situation emotional umgehen soll“, erinnert er sich. Die Suche nach dem „heiligen Gral der Mitarbeiterführung“ begann.

 

Ich habe mit meinem Sohn am Schoß gelernt, wie man Menschen nicht nur managt, sondern erreicht.

 

York Ambros ging vom Manager zum Menschenkenner

Diese Suche führte ihn zu einem Coach – und schließlich zu einer Ausbildung zum Lebens- und Sozialberater. Vier Jahre Ausbildung, 750 Praxisstunden. Eine Investition, die York trotz Führungsposition auf sich nahm. Im Jahr 2020 traf er eine mutige Entscheidung: Er verabschiedete sich nach fast 20 Jahren aus dem Business und ging in Bildungskarenz, um seine Ausbildung zu beenden. „Ich habe mit meinem Sohn am Schoß gelernt, wie man Menschen nicht nur managt, sondern erreicht.“ Heute ist genau diese Verbindung – zwischen wirtschaftlichem Denken und emotionaler Tiefe – das Markenzeichen seiner Arbeit.

Corona ermöglichte es ihm, erste Online-Coachings zu geben – eine Zeit, die er nicht nur beruflich, sondern auch privat nutzte: „Am Vormittag hatte ich Zeit für meinen Sohn Matthias, am Nachmittag habe ich Coachings gegeben“, erzählt York. 2021 stieg er bei der factor happiness Gmbh ein – ein Zusammenschluss mehrerer Berater*innen, in dem er der einzige Business-Coach war. Ein Jahr später machte er sich selbstständig.

 

York Ambros unterrichtet eine kleine Gruppe mit einer Folie auf einem Bildschirm zum Thema, wie man seine Energie als Führungskraft richtig einsetzt.
York Ambros beim Training mit Coaching-Teilnehmern / Matthias Auer

 

Emotional intelligent führen: Coaching für die Praxis mit York Ambros

Heute begleitet York Ambros Führungskräfte, die – wie er früher – mit großen Verantwortungen und oft wenig Vorbereitung konfrontiert sind. Seine Coachings folgen einem klaren Ablauf: kostenloses Erstgespräch, Auftragsklärung, dann zehn Einzelsitzungen im zweiwöchigen Rhythmus.

Dabei geht es weniger um Zahlen als um Haltung. „Ich helfe meinen Klientinnen und Klienten, sich von Energievampiren zu befreien und zeige ihnen ihre Energietankstellen“, sagt York. Ein zentrales Thema: Emotionale Intelligenz. Denn wer Emotionen – eigene und fremde – versteht, kann besser kommunizieren, führen, entscheiden.

„Viele Führungskräfte haben nie gelernt, mit Gefühlen wie Frustration, Überforderung oder Konflikten bewusst umzugehen“, beobachtet York Ambros. Die Folge: Stress, Konflikte, Eskalation. Sein Ziel: Diese Muster sichtbar machen – und verändern.

 

LinkedIn, Google, Weiterempfehlung: So kam der Durchbruch für York

York’s Background in der IT hat sich als Vorteil erwiesen. „30 Prozent meiner Klient*innen sind aus der IT – ich spreche ihre Sprache, kenne ihre Realität.“ Genau das ist sein Alleinstellungsmerkmal. Sichtbar gemacht hat er es über Social Media – mit Erfolg. Auf LinkedIn wuchs seine Community von 257 Kontakten auf über 10.000 Follower. Mit gut rankenden Google-Einträgen und Weiterempfehlungen hat sich York Ambros mittlerweile einen stabilen Kundenstamm aufgebaut.

Seine Kund*innen kommen heute aus allen Bereichen – von IT über Immobilien bis Tourismus. Auch Namen wie das Weingut Esterházy und OTTO Immobilien finden sich unter seinen Referenzen.

 

York Ambros im Hemd, während eines Strategiegesprächs mit einem nicht erkennbaren männlichen Kunden.
York Ambros führt Strategiegespräche mit seinen Kunden / Matthias Auer

 

„Scheitern ist notwendig, um zu lernen“

Eines der wichtigsten Themen in seinen Workshops: Fehlerkultur. „Wenn du nicht scheiterst, hast du nichts gelernt“, sagt York. Eine Übung nennt er besonders eindrucksvoll: der „heiße Stuhl“. Nach der Kaffeepause steht ein Stuhl in der Mitte des Raums. Er fragt nach einem Freiwilligen. Meist wird weggeschaut, aufs Handy gestarrt – bis sich jemand doch setzt. „Dann bedanke ich mich, die Übung ist vorbei.“ Die Botschaft: Erwachsene vermeiden Fehler. Kinder nicht.

Schon als Kind habe er erlebt, wie Lernen mit Anstrengung gleichgesetzt wird. „Ich habe mit einem Freund Mathe gelernt und wir hatten Spaß. Meine Mutter sagte: ‚Ich dachte, ihr lernt?‘ – Da wurde mir klar: Viele glauben, Lernen darf keinen Spaß machen.“

 

Vom Coach zum Speaker – bald ist York Ambros auch Autor

York hat sein Modell auf drei Säulen gestellt: Persönliches Coaching, Workshops zur emotionalen Intelligenz – und Keynotes. Für Letztere investierte er über 10.000 Euro in eine professionelle Speaker-Ausbildung. „Ich möchte das Thema über Storytelling greifbar machen“, sagt er. Erste Bühnenauftritte gab es bereits – die nächsten stehen an. Der Name York Ambros soll künftig auch als Speaker und Autor präsent sein.

Denn aktuell schreibt er an einem Buch: „Das psychologische Handwerkszeug für Führung“, soll es heißen. Veröffentlichung: spätestens 2026.

 

York Ambros hält eine Keynote als Speaker vor großem begeisterten Publikum
York Ambros hält eine Keynote vor begeistertem Publikum / Moritz Scheer

 

Die Führungskraft darf keine Maschine sein

York zitiert gern den Management-Vordenker Peter F. Drucker: „Nur wenige Menschen sehen ein, dass sie letztendlich nur eine einzige Person führen können – und auch müssen. Diese Person sind sie selbst.“ Genau daran arbeitet er mit seinen Coachees. Für ihn ist eine Führungskraft keine Maschine, sondern ein Mensch – mit Gefühlen, Zweifeln, Mustern.

Und genau diese Menschlichkeit wird, glaubt er, künftig noch wichtiger: „Die KI hat die Rationalität längst übernommen. Der Mensch bleibt, was ihn einzigartig macht: seine Gefühle.“

Und ein fundiertes Wissen aus der Psychologie hilft dabei – beruflich wie privat erfolgreicher zu sein. Deshalb macht York allen Kunden bereits zu Beginn klar: „Hinter jeder negativen Emotion steckt ein unerfülltes Bedürfnis und oft lösen diese negativen Gefühle unbewusste Verhaltensmuster aus.“

York ist überzeugt: “ Wenn man seine Gefühle besser verstehen und kontrollieren lernt, dann ist man viel produktiver. Denn es ist ein psychologisches Fakt, dass negative Gefühle unsere Leistungsfähigkeit reduzieren.“ Und aus diesem Grund hilft York seinen Kunden, dabei ihre emotionale Intelligenz zu steigern. Und seine Haltung als Coach findet sich auch in seinem Leitspruch wieder: „Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Beziehung zu dir selbst!“

Zur Website von York Ambros geht es hier.

Beitragsbild: © Justin Bockey

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